Anonymisierte Stellenanzeigen auch für Unternehmen?

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes plant eigenen Angaben zufolge die Anonymisierung von Stellenanzeigen. Damit reagiert die unabhängige Anlaufstelle für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, auf Beschwerden von namhaften Unternehmen, die sich jüngst gehäuft hatten. Die Firmen beklagen, zu viele qualifizierte Bewerbungen zu erhalten und fordern anonymisierte Stellenanzeigen, die somit keine Rückschlüsse auf Unternehmenskultur, Gehalt oder Branche zulassen.

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Anonymisierte Bewerbungsprozesse auf dem Vormarsch

Die Anonymisierung von Bewerbungsprozessen geht damit noch einen Schritt weiter, nachdem sich die Antidiskriminierungsstelle bereits für anonyme Bewerbungen eingesetzt hatte. Das Pilotprojekt wurde gestartet, um die Chancengleichheit von Bewerbern zu garantieren. Zwölf Monate lang haben unter anderem die Deutsche Post, die Deutsche Telekom sowie das Bundesfamilienministerium diese neue Form der Personalrekrutierung ausprobiert und anonymisierte Bewerbungen eingesehen. Dabei verzichteten die Bewerber auf Angaben wie Name, Geschlecht, Geburtsdatum oder Herkunft.

Unternehmen fordern anonymisierte Stellenanzeigen

Unter Berufung auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fordern nun zahlreiche Unternehmen das Recht auf anonymisierte Stellenanzeigen ein. Auch Karl-Maria Scherz* steht konsequent hinter dem Pilotprojekt: „Was Bewerber können, können wir schon lange. Wir haben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bereits vor einigen Wochen ganz konkrete Forderungen zukommen lassen.“, bestätigte der Vorstandsvorsitzende der April GmbH und Co. KG*.

In dem 500-Seiten starken Schriftstück geht es unter anderem darum, aussagekräftige Image-Fotos und Unternehmenslogos wegzulassen. Darüber hinaus bestehen die Unternehmen darauf, auf Jobbezeichnungen zu verzichten und weigern sich, in Zukunft Aufgaben und Anforderungsprofile in den Stellenanzeigen zu veröffentlichen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen soll es künftig in Stellenangeboten auch keine Ansprechpartner, Post- oder E-Mail-Adressen mehr geben. „Wir erwarten täglich die Einführung der von uns geforderten neuen Regelungen.“, so Scherz*. Auf wiederholte Nachfragen wollte sich die Antidiskriminierungsstelle des Bundes jedoch bis dato nicht zu einem Einführungstermin äußern.

*Namen von der Redaktion geändert.

Bild: florian_kuhlmann | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt

01.04.2014

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