Berufliche Umorientierung: Zweite, fachfremde Ausbildung machen?

• Ich habe einen Bekannten, der jetzt im Alter von 28 Jahren noch eine Ausbildung machen möchte. Er ist gelernter Restaurantfachmann und möchte nun nach mehreren Jahren im Gastgewerbe (Führungsposition) eine berufliche Umorientierung wagen. Sein Wunsch ist es, einen Ausbildungsplatz als Uhrmacher zu erhalten.

Berufliche Umorientierung

Diese zwei Berufe sind einander branchenfremd. Hat er denn mit seinem Alter und seinem Hintergrund überhaupt realistische Chancen, noch einen Ausbildungsplatz zu finden? Sind Unternehmer nicht eher daran interessiert junge Leute ins Boot zu holen, die noch nicht unbedingt einen Berufsabschluss haben?

Berufliche Umorientierung erfordert genaue Analyse

Berufliche Umorientierung ist ja nichts Außergewöhnliches. Viele wollen das, manchen glückt es auch. Ich will versuchen herauszuarbeiten, was diesen Fall etwas spezieller macht.

  1. Der junge Mann ist kein so ganz junger Mann mehr. Er ist 28 und eigentlich in seinem Job angekommen. Er hat eine Ausbildung genossen und in den letzten Jahren Erfolg gehabt in seinem Job. Sichtbar wird das daran, dass er eine Führungsposition einnimmt.
  2. Sein neuer Berufswunsch ist schon originell. Er will nicht KFZ-Mechatroniker werden – wie die meisten „Jungs“ – nein, Uhrmacher soll es sein. Das hat mit seinem bisherigen Leben so gut wie nichts zu tun. Zumindest nichts, was auf den ersten Blick sichtbar ist.
  3. Er will etwas machen, was man normalerweise mit 16 oder 17 macht. Auf jeden Fall direkt nach der Schule: eine Lehre. Damit wird er als ehemalige Führungskraft im Betrieb und in der Berufsschule auf gleicher Ebene sein wie junge Leute, die gerade erst ins Berufsleben eintreten und dort ihre ersten Erfahrungen machen.
  4. Er wird mit sehr viel weniger Geld auskommen müssen als in den letzten Jahren.

All das zusammen beschreibt, warum viele Unternehmen zweimal überlegen, bevor sie einen „alten“ Azubi einstellen. Diesen Bedenken sollte man in der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch gut vorbereitet und mit überzeugenden Argumenten begegnen.

Andererseits …

Handwerksbetriebe ganz allgemein suchen nach jungen Leuten, die sich für eine Ausbildung interessieren. Wie nun genau die Situation im Uhrmacherhandwerk ist, das weiß ich nicht. Aber das lässt sich ja herausfinden. Welche Anforderungen ein Ausbildungsbetrieb stellt, das lässt sich im Internet, in der Datenbank der Arbeitsagentur und – am besten – vor Ort feststellen.

Wer unübliche Wege gehen will, der braucht einen längeren Atem als derjenige, der auf normalen Wegen ins Berufsleben eintritt. Das bedeutet, dass es mühsamer ist. Nicht, dass es unmöglich ist. Das nächste Ausbildungsjahr beginnt ja erst in ungefähr 10 Monaten. Wenn Ihr Bekannter jetzt anfängt zu suchen, dann könnte es mit seinem Wunsch klappen.

Siehe auch: Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten im Netz entdecken

Bild: geralt | pixabay.com

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