Sind Gehaltsangaben in Stellenanzeigen sinnvoll?

Veröffentlicht: 24.10.2016 | Update: 21.01.2024 | Lesedauer: 5 Minuten

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Jedes Jahr werden in Deutschland millionenfach offene Stellen inseriert. Wer dabei auf ein Stellenangebot mit Gehaltsangabe stößt, hat quasi die berühmte Nadel im Heuhaufen entdeckt – zumindest, wenn es um Jobs in der freien Wirtschaft geht. Anders als zum Beispiel in Österreich sind Unternehmen hierzulande nicht verpflichtet, Gehaltsangaben in Stellenanzeigen zu machen. Dabei gibt es durchaus gute Gründe, weshalb Arbeitgeber in ihren Stellenausschreibungen nicht auf konkrete Angaben zum Gehalt verzichten sollten.

Gehaltsangaben in Stellenanzeigen

Wie steht es um Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen?

Doch noch ist die Realität eine andere und so finden Bewerber in einer Stellenanzeige üblicherweise Formulierungen wie »Wir bieten eine überdurchschnittliche Vergütung« oder »ein attraktives, leistungsorientiertes Gehaltspaket«. Das liefert viel Interpretationsspielraum, aber wenig verwertbare Informationen. Umgekehrt werden Bewerber allerdings meist aufgefordert, ihrerseits eine Gehaltsvorstellung zu nennen. Sie müssen also »blankziehen«, während Arbeitgeber sich beim Thema Gehalt überwiegend bedeckt halten. Laut einer Untersuchung von index research aus dem Jahr 2020 waren nur knapp 12 Prozent der Stellenanzeigen in Deutschland mit einer Gehaltsangabe versehen.

Immerhin: Die Berufgruppe Vertrieb / Verkauf kam auf fast 15 Prozent, was aber darauf zurückzuführen ist, dass hier auch Stellenauschreibungen für den Einzelhandel erfasst wurden, der vielfach Tariflöhne zahlt. Und tarifgebundene Unternehmen sowie der öffentliche Dienst geben zumindest einen Hinweis auf das übliche tarifvertragliche Entgelt. So haben Bewerber wenigstens die Chance, sich an den entsprechenden Tarifverträgen zu orientieren. Für Sales Manager & Co. sieht die Sache schon etwas anders aus. Wirft man nämlich einen Blick auf den salesjob Stellenmarkt für Vertrieb Jobs, merkt man schnell: Konkrete Gehaltsangaben sind eher Mangelware. Wieso eigentlich?

Weshalb Arbeitgeber Gehaltsangaben in Stellenanzeigen scheuen

Warum Arbeitgeber Gehälter in ihren Stellenausschreibungen selten publik machen, liegt sicherlich zum einen daran, dass sie es eben nicht müssen und deshalb als wenig sinnvoll erachten. Zum anderen glauben sie, es würde Bewerber abschrecken, falls das in Aussicht gestellte Gehalt nicht deren Vorstellungen entspricht. Außerdem sei das Unternehmen dann an das Angebot gebunden und hätte keinen Verhandlungsspielraum mehr. Viele lassen sich generell nicht gern in die Karten gucken, was die internen Gehaltsstrukturen betrifft. Sie wollen so Probleme vermeiden, die sich durch Gehaltstransparenz insbesondere dann ergeben können, wenn gleichwertige Tätigkeiten bei vergleichbarer Qualifikation tatsächlich ungleich bezahlt werden. Und dass dies immer noch an der Tagesordnung ist, beweist der Gender Pay Gap alljährlich aufs Neue.

Verpflichtende Gehaltsangaben in Österreich

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Das Thema Gehalt muss aber kein Tabu sein, wie unser Nachbarland Österreich beweist. Dort sind Gehaltsangaben in Stellenanzeigen seit 2011 Pflicht. Alle Arbeitgeber, die Stellenauschreibungen in Österreich veröffentlichen wollen, müssen jedes Angebot mit einer Gehaltsangabe zum Mindestentgelt versehen – also, die Vergütung, die man mindestens erwarten darf. Nun ist so ein Mindestentgelt nicht unbedingt eine marktrealistische Größe, die Bewerber wirklich anlockt. Aber es ist eine Orientierungshilfe, denn die Stellenausschreibungen enthalten üblicherweise einen Zusatz wie: »Überzahlung je nach Qualifikation und Erfahrung möglich«. Ein Signal an Bewerber, dass sie immer nach oben verhandeln können.

Warum eine Stellenanzeige mit Gehaltsangabe vorteilhaft sein kann

Verschiedene Umfragen haben ergeben: Auch in Deutschland würden Bewerber Gehaltsangaben in Stellenanzeigen begrüßen und sich vor allem eher auf eine Stelle bewerben, die in puncto Gehalt transparent ist. Gehören Sie trotzdem zu den Arbeitgebern, die glauben, dass eine Gehaltsangabe kontraproduktiv ist, weil Sie dann weniger Bewerbungen bekommen?

Vorselektierung

Denken Sie mal anders herum: Können Sie damit nicht bereits all jene Bewerber ausschließen, die ohnehin zuviel erwarten? Im Vertrieb zum Beispiel gehören überzogenene Gehaltungsvorstellungen mit zu den größten Hindernissen bei der Stellenbesetzung. Stellt sich aber erst im Vorstellungsgespräch heraus, dass man beim Gehalt nicht zusammen kommt, haben Sie Zeit sowie Ressourcen verschwendet – Ihre und die des Bewerbers.

Mehr Bewerbungen generieren

Erhalten Sie tatsächlich nur wenige oder gar keine Bewerbungen, kann es erst recht daran liegen, dass Ihren Stellenausschreibungen die Gehaltsangabe fehlt. Erwiesenermaßen zieht ein Stellenangebot mit Gehaltsangaben mehr Bewerbungen nach sich. Für Vertriebsmitarbeiter ist das Thema Gehalt überdies einer der stärksten Motivatoren bei der Jobsuche. Reden Sie über’s Geld, können Sie ihre Chancen auf mehr und vor allem die passenden Kandidaten steigern.

Imagegewinn

Wenn Sie schon in der Stellenanzeige transparent beim Gehalt sind, setzen Sie ein Zeichen, dass Sie es mit fairer Bezahlung für alle Mitarbeiter ernst meinen. Das zahlt positiv auf Ihr Image als Arbeitgeber ein, was für viele Jobsuchende auch ein wichtiges Entscheidungskriterium ist. Nicht die Gehaltshöhe allein macht einen Job attraktiv, sondern das Drumherum muss ebenfalls stimmen.

Gehälter nennen im Vertrieb?

Vielleicht sagen Sie, Sie können vor allem für Ihre offenen Stellen im Vertrieb gar keine konkreten Gehälter angeben, weil die Vergütungsstrukturen zu speziell und durch die variablen Anteile ganz individuell sind? Sie müssen sich ja auch gar nicht auf eine bestimmte Summe festlegen, sondern können eine Spanne nennen und Verhandlungsbereitschaft, auch im Hinblick auf variable Gehaltsteile, signalisieren. So bleibt Ihnen ausreichend Verhandlungsspielraum erhalten. Übrigens: Aus Sicht der meisten Vertriebsmitarbeiter beträgt – laut salesjob Jobreport 2019 – das ideale Verhältnis zwischen Fixum und variablem Anteil etwa 75 zu 25 Prozent.

Gehaltsangaben in Stellenanzeigen bieten Jobinteressenten eine erste Orientierung, was sie für ihre Arbeit erwarten dürfen und sind ein zusätzlicher Anreiz, sich zu bewerben – gerade für Frauen, die im Sinne von mehr Einkommensgleichberechtigung davon profitieren können. Außerdem machen Sie es Bewerbern leichter, den eigenen Gehaltswunsch zu formulieren und ersparen beiden Seiten ein überflüssiges Gehaltspoker. Da der Wunsch nach Gehaltstransparenz auf Arbeitnehmerseite wächst, können Sie hier als Arbeitgeber punkten. Alles gute Gründe, sich vom alten Mantra »Über Geld spricht man nicht« zu verabschieden.


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Porträt von Andreas Dickhoff

Andreas Dickhoff

Autor/Editor

Zwischen salesjob und Andreas Dickhoff besteht schon sehr lange eine intensive Verbindung. Andreas ist 2007 als Sales Manager eingestiegen, hat noch im selben Jahr (und bis heute) die Leitung des Vertriebs übernommen und füllt seit 2015 auch die Rolle des Geschäftsführers. In dieser hybriden Funktion hat er sowohl das Ohr am Kunden, als auch die Zahlen sowie die Weiterentwicklung unserer Produkte und Dienstleistungen fest im Blick.

Gender-Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die geschlechtsspezifische Differenzierung nicht durchgehend, sondern meist das generische Maskulinum (z. B. „der Mitarbeiter“). Sämtliche Personenbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für jedes Geschlecht und sollen keinerlei Benachteiligung darstellen. Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und ist wertfrei.

Beitragsbild: Adobe Stock | VAKSMANV

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