Arbeitslosigkeit im Lebenslauf: Wie formulieren?

• Ich war zwischen zwei Jobs knapp sechs Monate arbeitslos. Bisher habe ich diese Zeit der Arbeitslosigkeit im Lebenslauf  mit dem Wort „arbeitssuchend“ ehrlich angegeben. Eine Bekannte hat mir nun geraten, diese Tatsache zu „schönen“ und beispielsweise zu schreiben „Umorientierungsphase“. Ist das wirklich sinnvoll?

Arbeitslosigkeit im Lebenslauf

Sprachliche Umdeutung von Arbeitslosigkeit im Lebenslauf?

Diese Empfehlung wird immer wieder gegeben. Nicht nur von wohlmeinenden Bekannten, sondern auch in der Bewerbungs-Ratgeberliteratur oder in einschlägigen Seminaren. Da schwirren dann Begriffe wie „Umorientierung“, „Neuorientierung“ oder gar „aktiv arbeitssuchend“ durch die Lebensläufe. Alle beschreiben mehr oder weniger blumig die gleiche Tatsache: Man war im so beschriebenen Zeitraum ohne Beschäftigungsverhältnis.

Fragen wir uns also, was diese sprachliche Umdeutung erreichen soll und was sie tatsächlich nutzt.

  • All diese Begriffe sollen besser klingen als das schlichte „arbeitssuchend“. Dabei ist das erst mal nur eine neutrale Benennung eines Umstandes und kennzeichnet noch keinen als Verlierer.
  • Sie sollen eine bestimmte Geisteshaltung deutlich machen. Jemand, der „aktiv arbeitssuchend“ ist, ist besser als jemand, der nur „arbeitsuchend“ ist. Und wer sich gar noch „umorientiert“ oder „neu orientiert“, scheint sich zudem auch noch Gedanken über seine Zukunft zu machen. Denn der Duden bietet folgende Wortbedeutung für „Umorientierung“ an: Die richtige Richtung finden; sich (in einer unbekannten Umgebung) zurechtfinden.  Dabei suchen die meisten doch eigentlich nur nach einem vergleichbaren Job wie dem, den sie aus irgendwelchen Gründen verloren haben!
  • Sie sollen den zukünftigen Arbeitgeber beeindrucken und von Lücken im Lebenslauf ablenken. Nun ist es ja aber nicht so, dass diese Begriffe nur unter Bewerbern bekannt sind. Jeder kennt sie und jeder weiß, was sich dahinter verbirgt: Arbeitslosigkeit.  Was übrigens nicht weiter dramatisch ist, wenn es nicht regelmäßig und in kürzeren Abständen in Ihrem Lebenslauf angezeigt ist. Dann nützt aber auch keine Umschreibung mehr. Dann haben Sie das Problem, schlüssig erklären zu müssen, warum das so ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Schreiben Sie weiterhin „arbeitssuchend“. Schreiben Sie gerne auch „Umorientierungsphase“, wenn das für Sie netter klingt. Aber erwarten Sie nicht, dass davon jemand beeindruckt ist!

Bild: kai kalhh | pixabay.com

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