Auf Vollzeitstelle in Teilzeit bewerben?

• Und plötzlich sah ich sie – die Stelle, die wie gemacht für mich war. Genau meine Qualifikation, herausfordernd, etwas kreativ und auch das Unternehmen scheint zu mir zu passen. Kurzum: der Traumjob. Wenn da nicht ein kleiner Haken wäre. Ich bin nämlich kürzlich Vater geworden. Zwar habe ich Väterzeit in Anspruch genommen. Dennoch möchte ich auch danach etwas mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen – auch abseits des Wochenendes –  und nicht die ganzen Tage meiner Frau aufbürden. Die angesprochene Stelle ist eine Vollzeitstelle. Ich würde aber eine Teilzeitbeschäftigung vorziehen. Kann ich mich auch in Teilzeit bewerben? Ich fürchte, dass wenn ich einfach nachfrage, sofort eine Absage bekomme. An welcher Stelle des Bewerbungsprozesses sollte ich meinen Wunsch äußern?

in Teilzeit bewerben

In Teilzeit bewerben – macht das Sinn?

Das ist eine schwierige Situation und – ich sage es vorweg – eine Patentlösung gibt es nicht für Ihr Problem. Aber beginnen wir einmal damit, uns die Situation genauer anzuschauen.

  1. Sie sind ein Mann. Als solcher sind Sie natürlich berechtigt, Elternzeit zu nehmen. Damit, dass Sie diese Zeit genommen haben, gehören Sie allerdings zu einer Minderheit. Nur  ca. 34  Prozent der Väter haben laut statistischem Bundesamt überhaupt Elternzeit in Anspruch genommen (Zahlen aus dem Jahr 2014).
  2. Nach Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag im Jahr 2014 der Anteil von Männern, die Teilzeit arbeiten, bei gut 20 Prozent. Demnach gehören Sie mit Ihrem Wunsch nach einer Teilzeitstelle wiederum zu einer Minderheit.

Damit kommen wir zu Punkt 3: Mit der Zugehörigkeit zu zwei Minderheitengruppen liegt Ihre Frage nach Teilzeit als Mann einfach nicht im Trend. Wenn Sie sie sich trotzdem in Teilzeit bewerben wollen (was ich übrigens gut nachvollziehen kann, aber darum geht es nicht!), dann gehen Sie das Risiko ein, dass damit das Bewerbungsverfahren für Sie beendet ist. Selbst wenn Sie noch so qualifiziert für die Stelle sind. Frauen haben zwar auch Schwierigkeiten, interessante Teilzeitstellen zu finden. Aber allein die Tatsache, dass sie danach suchen, ist gesellschaftlich viel akzeptierter als wenn ein Mann das tut.

Flexible Arbeitszeiten als Alternative

Gründe dafür gibt es viele. „Die Stelle ist so konzipiert, dass sie eine Vollzeitkraft braucht.“ Oder auch „Das ist jemand, der sich nicht voll für den Job engagiert. So jemanden wollen wir nicht.“ Letzteres wird man Ihnen so natürlich nicht sagen. Sie werden also im Vorfeld (zusammen mit Ihrer Frau) die Entscheidung treffen müssen, wie wichtig Ihnen Ihre berufliche Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt ist. Und sich dann entscheiden, ob Sie die Frage nach Teilzeit überhaupt stellen. Wenn Sie Ihren Wunsch erst gegen Ende des Vorstellungsgesprächs zur Sprache bringen, laufen Sie Gefahr, die Vertreter des Unternehmens zu verärgern. Auf der anderen Seite: Einen „richtigen“ Zeitpunkt dafür gibt es wohl nicht.

Mehr Optionen halten Sie sich offen, wenn Sie nach flexiblen Arbeitszeitregelungen fragen, nach der Möglichkeit, teilweise im Homeoffice zu arbeiten etc. Eventuell bietet das Unternehmen auch Jobsharing an. Aber ob das überhaupt mit dem angestrebten Job und Ihrer Ausbildung vereinbar ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Bild: petereleven | shutterstock.com

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