Workation und Vertrieb – Passt das zusammen?

Veröffentlicht: 13.02.2023 | Lesedauer: 6 Minuten

Arbeit ist Arbeit und Urlaub ist Urlaub. Letzteren hat man sich nicht nur redlich verdient, sondern braucht ein gewisses Maß an arbeitsfreier Zeit auch zur Erholung und Erhaltung der Arbeitskraft. Doch aufgrund der Digitalisierung sowie der damit einhergehenden Möglichkeit, ständig erreichbar zu sein, verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Urlaub immer mehr. Und nicht nur das: Workation-Modelle liegen sogar voll im Trend! Was bedeutet Workation eigentlich genau? Eignet sich diese Arbeitsvariante überhaupt für den Vertrieb? Und worauf muss und sollte man achten, wenn man seinen Urlaub mit dem Job verknüpfen will? Dazu bieten wir nachfolgend einen kleinen Abriss.

Inhalt
Was versteht man unter Workation?
Warum sind Workation-Angebote beliebt?
Voraussetzungen
Problematiken
Vertrieb und Workation

Workation im Vertrieb

Was bedeutet Workation?

Der Begriff »Workation« ist eine der beliebten Wortneuschöpfungen aus dem Englischen (Work = Arbeit; Vacation = Urlaub), was man auf Deutsch vielleicht schlicht mit »Arbeitsurlaub« übersetzen könnte. Doch ganz so einfach ist es mit einer genauen Definition nicht. Denn es gibt verschiedene Varianten, zu arbeiten und zeitgleich Urlaub zu machen. Am häufgisten wird Workation wohl mit digitalen Nomaden in Verbindung gebracht. Immerhin haben sie als Remote Worker ja gezeigt, dass es möglich ist, quasi von überall auf der Welt zu arbeiten – sofern die technischen Voraussetzungen stimmen.

Aber befindet sich ein digitaler Nomade wirklich auf Workation? Streng genommen nicht, weil ein Mensch mit einem solchen Lebenskonzept zwar flexibel in der Welt unterwegs sein kann, aber eben trotzdem arbeiten muss und keinesfalls zwingend an seinem aktuellen Standort auch gleichermaßen Urlaub macht, bloß weil er gerade nicht in Deutschland im Büro oder eben – so als Außendienstler – beim Kunden hockt. Man sollte hier doch zwischen echten Remote Workern, die permanent von woanders arbeiten, und einer gelegentlichen Workation unterscheiden.

Folgt man dem eigentlichen Wortsinn von Workation, bedeutet das eine Verbindung von Arbeit und Urlaub. Das heißt, der Aspekt von Urlaub machen, darf dabei nicht zu kurz kommen. So ist etwa eine Dienstreise, an die sich ein paar freie Tage anschließen, ein Workation-Modell. Genauso wie Reisen mit dem ganzen Team, auf denen gemeinsam gearbeitet wird, die aber ebenfalls ausreichend Freiraum für Freizeitgestaltung und Erholung über die im Arbeitszeitgesetz festgeschriebenen täglichen Ruhephasen hinaus bieten, also wirklich Urlaubscharakter haben.

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Warum ist das Workation-Modell beliebt?

Gleitzeit, Sabbatical oder gar eine 4-Tage-Woche – schon seit Jahren lässt sich ein Wandel im Hinblick auf Arbeitszeitmodelle beobachten. Die Arbeit wird insgesamt flexibler und vor allem ortsunabhängiger. Wegen der Corona-Pandemie war auf einmal möglich, was lange Zeit undenkbar erschien: Dezentrales Arbeiten aus dem Homeoffice. Warum also das Büro nicht auch einfach mal für ein paar Tage oder Wochen an einen Ort verlegen, wo es so schön ist, dass man ohnehin am liebsten da Urlaub machen würde?

So ein Tapetenwechsel kann sich positiv auf Motivation und Leistungsbereitschaft auswirken. Für viele junge Menschen ist die immer noch überwiegend gängige 40-Stunden Arbeitswoche mit Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz mittlerweile wenig attraktiv. Sie wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf mit Freizeit und Familie. Die vielzitierte Work-Life-Balance muss für sie stimmen. Eine Workation bringt in dieser Hinsicht einiges an Freiraum mit. Direkt nach der Videokonferenz am Laptop in der Ferienwohnung in den Bergsee vor der Tür hüpfen? Auf Workation Reisen kein Problem!

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Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein?

Das klingt schon ziemlich verlockend. Aber man darf nicht vergessen, dass man eben nicht nur zum Vergnügen unterwegs ist, sondern zusätzlich arbeiten muss. Arbeitnehmer, die eine Workation machen wollen, brauchen schon einiges an Disziplin und Eigenverantwortung. Wer schon mal im Homeoffice gearbeitet hat, weiß, dass es nicht ganz leicht ist, Arbeit und Privatleben strikt voneinander zu trennen. Das gilt auf Reisen umso mehr, weil das Ablenkungspotenzial noch höher ist als zuhause.

Auf der organisatorischen Ebene muss das Unternehmen mit so einem Arbeitsurlaub natürlich einverstanden sein. Es sollte am besten eine konkrete Vereinbarung geben, wann und in welchem Umfang man arbeiten und für das Unternehmen erreichbar sein muss. Daraus können durchaus Schwierigkeiten resultieren – nämlich, falls die Workation ins Ausland mit einem signifikanten Zeitunterschied zu Deutschland geht. Hier und ganz generell gilt, gut zu planen und sich außerdem zum Arbeitspensum sowie mit den Kollegen daheim im Vorfeld abzustimmen.

Überhaupt ist Organisation alles. Man sollte schon die wesentlichen Voraussetzungen am Ort der Workation kennen. Dazu gehört nicht nur die Frage, wie es um Internet- und Telefonanschluss bestellt ist, sondern auch so »banale« Dinge wie Visapflicht, Arbeitserlaubnis, Kranken- und Unfallversicherung oder z.B. notwendige Impfungen müssen vorab geklärt werden. Wer im Spreewald oder in der Lüneburger Heide arbeitsurlaubt, hat es da weniger schwer. Darüber hinaus gilt im EU Ausland das Freizügigkeitsprinzip, was den organisatorischen und bürokratischen Aufwand teilweise reduziert.

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Mögliche Problematiken beim Workation-Modell

Dennoch gibt es im Zusammenhang mit einer Workation sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber vieles zu bedenken. Arbeit und Urlaub zur gleichen Zeit – das ist dem Recht in Deutschland fremd. Hier wird beides streng voneinander getrennt, was zur Folge hat, dass (noch) keine konkreten gesetzlichen Regelungen zum Workation-Modell existieren. Schwierig wird es vor allem, wenn ein Arbeitnehmer für längere Zeit im Ausland arbeitet und urlaubt. Dann können sich auch steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Stolperfallen auftun.

Denn das deutsche Steuer- und Sozialversicherungsrecht gilt bei einer Tätigkeit im Ausland nur bedingt. Ob bei einer Workation deutsche Gesetze weiterhin anwendbar sind, hängt unter anderem von der Art des Auslandsjobs ab. Wichtig ist, dass der Arbeitnehmer

  • seinen Wohnsitz in Deutschland hat,
  • die Tätigkeit im Gastland nur vorübergehender Natur ist.

Dauert ein Workation-Aufenthalt beispielsweise länger als 183 Tage auf’s Jahr gerechnet, wird der Mitarbeiter im Gastland (Lohn-)steuerpflichtig. Auch in puncto Kranken- und Sozialversicherung muss – in Abhängigkeit von Reiseziel und Reisedauer – einiges beachtet werden. Einfach drauflos zu reisen, empfiehlt sich deshalb nicht. Man sollte sich vor Reiseantritt gut informieren sowie juristischen und steuerlichen Fachrat einholen.

Und noch etwas könnte das Arbeitsmodell Workation zukünftig komplizierter machen: die neue Pflicht zur Arbeitszeiterfassung. Was ist Arbeit und was zählt als Urlaub? Geleistete Arbeitsstunden während einer Reise müssen nun penibel erfasst werden und von der verbrachten Urlaubszeit klar abgrenzbar sein! Als Arbeitgeber ist man gehalten, dafür ein geeignetes System zur Verfügung zu stellen und dessen richtige Nutzung auch zu überprüfen. Also ein Punkt mehr, der auf die Organisationsliste gehört.

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Workation im Vertrieb – Ja oder Nein?

Für wen ist eine Workation überhaupt geeignet? Das Konzept wird besonders mit jungen Menschen in Digital- und Kreativberufen in Verbindung gebracht. Klar ist, der Job muss aus der Ferne zu erledigen sein, kommt demnach für viele von vornherein nicht infrage. Unvorstellbar, dass ein Busfahrer seinen Bus mitnehmen und im Urlaub arbeiten kann…oder?

Aber wie sieht’s im Vertrieb aus? Grundsätzlich spricht nichts gegen ein Workation-Konzept im Vertrieb. Denn immerhin arbeiten viele Vertriebler ja mittlerweile – zumindest teilweise – im Homeoffice und Außendienstler sowieso. Außerdem sind Präsentationen oder Beratungs- und Verkaufsgespräche online gar kein Problem mehr. Und eine Reise zu auswärtigen Kunden um ein paar Tage Freizeit dort zu ergänzen, ist in Absprache mit dem Arbeitgeber auch kein Hexenwerk.

Trotz allem scheint der Vertrieb hier nicht unbedingt eine Vorreiterrolle einzunehmen. Vielleicht liegt es daran, dass die Branche insgesamt als recht konservativ gilt. Vielleicht aber auch daran, dass die Möglichkeiten, die Workation so bietet, noch nicht zur Gänze durchdacht wurden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Workation-Trip für das ganze Vertriebsteam? Der Rahmen eignet sich schließlich auch hervorragend für Vertriebstrainings, Schulungen oder Weiterbildungen. Eine gute Gelegenheit, um Mitarbeiter etwa mit den Herausforderungen der Digitalisierung besser vertraut zu machen!

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Beitragsbild: Adobe Stock | BPawesome

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