Lücken im Lebenslauf – Wie geht man damit um?

Veröffentlicht 24.10.2016 | Update 05.02.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Ein möglichst lückenloser Lebenslauf ist für Personalverantwortliche ein wichtiges Kriterium bei der Stellenbesetzung. Aber Lücken im Lebenslauf können schnell entstehen. Gründe dafür gibt es eine Menge: längere Krankheiten, eine Pause nach dem Studium, eine bewusste Auszeit vom Job oder eine kündigungsbedingte Phase der Arbeitslosigkeit. Wie geht man damit um? Bedeutet das automatisch das Aus für die Bewerbung? Wir geben einige Tipps, auf welche Weise man Lücken in der Vita am besten kommuniziert.

Inhalt:
Was gilt als Lebenslauf Lücke?
Lücke ist nicht gleich Lücke!
Wie kann man Lücken füllen?
Hat man trotz Lebenslauf Lücken eine Chance?
Studie: Lebenslauf und Personalentscheidung
Mut zur Lücke!


Lücken im Lebenslauf richtig erklären

Wann spricht man von Lücken im Lebenslauf?

Viele Bewerber machen sich Sorgen, wenn ihr Lebenslauf nicht lückenfrei ist. Immerhin gilt das als Manko und kann von fehlendem Engagement oder Unzuverlässigkeit zeugen. Doch ab wann spricht man eigentlich von einer Lebenslauflücke? Das ist der Fall, wenn zwischen zwei beruflichen Stationen ein Zeitraum von mehr als zwei Monaten liegt, der nicht plausibel erklärt wird. Kürzere Unterbrechungen sind also per se erst einmal nicht weiter problematisch. Aber wie verhält es sich, falls dieser Zeitraum wesentlich länger ist?

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LÜCKE IST NICHT GLEICH LÜCKE

Zunächst einmal: Die Arbeitswelt ändert sich. Vor gut 20 Jahren waren berufliche Laufbahnen noch recht stringent. Es gab meist einen nahtlosen Übergang von Schule zu Ausbildung oder Studium ins Arbeitsleben. Arbeitgeberwechsel kamen wesentlich seltener vor. Für jüngere Generationen jedoch sind häufige Jobwechsel eher üblich. Sie scheinen Freiräume zwischen Anstellungsverhältnissen weniger zu fürchten und mitunter sogar zu fördern.
Sie wagen lieber den Absprung aus einer nicht zufriedenstellenden Position, probieren sich selbst aus, reisen ein paar Monate durch die Welt oder gönnen sich einfach eine Auszeit für mehr »Selfcare«. Dementsprechend sind bunte Lebensläufe kein ungewöhnliches Bild mehr. Wie sie dann bewertet werden, hängt vom Gesamtbild ab und wie man Lücken im Lebenslauf erklären kann.

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Wie kann man Lücken im Lebenslauf füllen?

Die Lücke im Lebenslauf lässt sich nicht gut erklären? Manche Menschen sind geneigt, eine solche Klippe zu umschiffen und lassen beispielsweise die Monatsangaben bei den vorherigen Jobs einfach weg. Der Versuch, Lebenslauf Lücken auf diese Weise zu vertuschen, geht meistens schief. Wer Erfahrung im Lesen von Lebensläufen hat, der merkt, wann jemand mauschelt. Also lieber durch Umschreibungen Lücken im Lebenslauf füllen? Beliebte und oft empfohlene Umschreibungen sind:

» Familienmanagement
» Pflege von kranken Angehörigen
» Tätigkeit als Freiberufler
» Sabbatical
» Weiterbildung
» berufliche Umorientierung

Das ist dann o.k., wenn es der Wahrheit entspricht und zeugt auch davon, dass man trotzdem aktiv gewesen ist. Allerdings versuchen Bewerber immer wieder, mit solchen Formulierungen Phasen der Arbeitslosigkeit zu tarnen. Im Vorstellungsgespräch wird das schnell erkannt. Das ist für den Jobanwärter in der Regel sehr unangenehm. Aber deswegen vielleicht Abschnitte im Lebenslauf erfinden und sogar noch falsche Zeugnisse oder Bescheinigungen einfügen – das geht gar nicht!

Ein Arbeitgeber sucht im Lebenslauf ehrliche Auskunft über die berufliche Entwicklung eines potenziellen Mitarbeiters. »Lebenslauftuning« in dem Sinne, dass arbeitsfreie Zeiten einfach weggelassen oder mit falschen Angaben gefüllt werden, stellt einen tiefen Vertrauensbruch dar. Sofern man den Job trotz solcher Unwahrheiten ergattert hat und es kommt heraus, ist das ein Anlass für eine Kündigung – und damit die nächste Lebenslauf Lücke!

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Lücken im Lebenslauf ehrlich kommunizieren

Was also tun, wenn man einen Lebenslauf mit Lücken hat? Am besten: Dazu stehen! Sachlich Auskunft geben und die wirklichen Gründe benennen. In Lebenslauf und Anschreiben kann man die Aufmerksamkeit des Lesers auf die für die ausgeschriebene Stelle wichtigen und relevanten Erfahrungen lenken und Attraktives im eigenen Profil herausarbeiten. Zudem sollte man deutlich machen, dass man währenddessen nicht tatenlos herumgesessen hat.

Ob man trotz beschäftigungsloser Zeiten eine Chance hat, hängt von vielem ab. Wenn große Lücken im Lebenslauf einmalig sind, stellt das meist kein Problem dar. So sind Kindererziehungszeiten (aka Familienmanagement), die Pflege von Angehörigen, berufliche Weiterbildungen oder eine große Reise mit einem Jahr Auszeit durchaus akzeptiert. Zumindest, falls davor ein kontinuierliches und erfolgreiches Berufsleben in den Unterlagen sichtbar wird.

Tauchen sie jedoch regelmäßig bei jedem Jobwechsel auf, fragt sich der Arbeitgeber schon, warum das wohl so ist. Wer als junger Mensch zwei Jahre Arbeitslosigkeit hinter sich hat, der kann das nicht schönreden. Je nach Gründen dafür ist es besser zu sagen: »Ja, ich habe Dinge falsch eingeschätzt und deshalb Fehler gemacht, aber ich habe daraus gelernt!«.

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Lebenslauf mit Lücken begünstigt personelle Fehlentscheidungen

Wie sich ein unvollständiger Lebenslauf auf Personalentscheidungen auswirkt, war 2017 Gegenstand einer Studie*. Tatsächlich ist es so, dass Lücken im Lebenslauf bei den meisten Personalern nicht unbedingt beliebt sind. So führten sie zu einer negativen Einschätzung eines Bewebers und zu Vorurteilen in Bezug auf dessen Persönlichkeit. Die Studie hat untersucht, ob es wirklich einen signifikaten Zusammenhang zwischen Lebenslauf Lücken und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen gibt. Ein Ergebnis der Studie: Insbesondere bei Bewerbern, die arbeitslos waren oder gereist sind, liess sich nichts über deren Gewissenhaftigkeit aussagen.

Zwar habe die Studie nur geringe Aussagekraft, weil sie auf Selbsteinschätzung der Teilnehmer beruhe und nicht die Struktur der berufstätigen Bevölkerung in Deutschland widerspiegele. Dennoch sehen die Autoren darin einen ersten Schritt zur Erforschung des Themas. Und sie geben Personalverantwortlichen eine dringende Empfehlung: Die Entscheidung gegen einen Bewerber sollte nicht pauschal an Lücken im Lebenslauf festgemacht werden, solange die tatsächlichen Gründe nicht bekannt sind.

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Mut zur Lücke!

Brüche in der Vita sind zwar unschön, dennoch nicht das Aus bei der Jobsuche. Man sollte einfach ehrlich sein. Spätestens im Vorstellungsgespräch kommt man nicht darum herum, Lücken im Lebenslauf erklären zu müssen. Arbeitsuchend gewesen zu sein ist nicht zwingend schlecht. Wenn man im Gespräch deutlich macht, dass man lieber mehr Zeit investiert hat, um den richtigen Job zu finden, kann das auch positiv aufgefasst werden. Abzuraten ist von besonders ausgefallenen Antworten, wie zum Beispiel:

»Da habe ich Tetris gespielt.«
»Ich hatte einen Knoten im Kopfhörerkabel.«
»Ich weiß. Da habe ich gelebt.«

Trifft man nicht ausgerechnet auf einen Personalverantwortlichen mit einer gehörigen Portion Humor, geht sowas meist nach hinten los. Aber Ehrlichkeit, Selbstreflexion und Engagement machen Lücken im Lebenslauf wett!

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*Quelle: U.P. Kanning (Hochschule Osnabrück), D. Wach (TU Dresden), F. Frank: »Zusammenhang zwischen Lücken im Lebenslauf und Berufserfolg – Ein Mythos der Personalauswahlpraxis« | Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, April 2017 | ResearchGate


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Beitragsbild: Adobe Stock; Wayhome Studio

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